Im Rahmen der Ausstellung Culture(s) of Copy im Edith-Ruß-Haus für Medienkunst präsentiert Cornelia Sollfrank als neuen und letzten Teil ihres Projektes This is not by me:
Another Originality – eine RFID-basierte Authentifizierungsmethode für Kunstwerke
Mit der endlosen Reproduzierbarkeit digitaler Werke erfüllt sich zwar der Benjaminsche Anspruch der Verfügbarkeit von Kunst für alle, doch diese steht – mehr denn je – im Gegensatz zum Markt und seinen Wertschöpfungsprämissen der Autorschaft, des Originals und der Rarität. So sehen sich KünstlerInnen, die aus gutem Grund für die Produktion und die Verbreitung ihrer Werke digitale Medien bevorzugen, regelmäßig in der anachronistischen Situation, eine Signatur anbringen zu müssen, um ein Werk ‚verkaufbar’ zu machen. Durch die Signatur wird einerseits eine Rarifizierung gewährleistet, andererseits erhofft man sich durch die körperliche Berührung eine Auratisierung des Werkes.
Unter dem Motto “Get the work for free. Buy the signature” stellt die Künstlerin Cornelia Sollfrank nun eine konsequente technische Lösung vor. Während alle Werke frei verfügbar bleiben, bietet die Künstlerin für Kaufinteressenten ihrer anonymous-Warhol_flowers einen fälschungssicheren Chip an, der die damit ausgestatteten Bilder als Originale ausweist.
Für die Präsentation in Oldenburg werden sechs Drucke nebeneinander gehängt, die sich lediglich durch den Inhalt des kleinen Chips auf ihrer Rückseite unterscheiden. Dieser enthält einen auf das Gesamtkonzept verweisenden Authentifizierungstext sowie eine einmalige Hardwarenummer, die nur mit Hilfe eines Lesegeräts sichtbar gemacht werden können. Der Fokus der Wahrnehmung verlagert sich vom Bereich des Visuellen auf den Bereich des Konzeptuellen.
„Die Kunstwerke werden nicht mehr durch ihre visuellen oder materiellen Merkmale identifiziert, sondern durch verborgene Daten. An die Stelle visueller Spezifizität tritt eine konzeptuelle Abstraktion, die die tatsächlichen Bilder zugunsten eines ästhetischen Diskurses transformiert, der nicht auf Identität oder Identifikation abzielt, sondern auf deren Voraussetzungen.“ (Jacob Lillemose, 2009)
Technische Grundlage von Another Originality ist die RFID-Technologie (Radio Frequency Identification), die eine Identifizierung mittels elektromagnetischer Wellen ermöglicht. Ein RFID-Transponder, der aus einem Microchip und einer ringförmigen Antenne besteht, wird am Kunstwerk mittels eines eigens dafür gestalteten Aufklebers (engl. ‚tag’) auf der Rückseite des Werkes befestigt. Mit dem Chip steht ein beschreibbarer und lesbarer Speicher zur Verfügung, der zugleich durch seine eindeutige und unveränderliche Seriennummer die Identität eines ‚Tags’ sicherstellt. ‚Passive’ Transponder wie sie bei Another Originality zum Einsatz kommen, verfügen über keine eigene Stromversorgung. Der Chip sendet nicht aktiv Daten, sondern die darauf gespeicherten Daten können nur passiv – mit einem entsprechenden Gerät, dem RFID-Reader, – ausgelesen werden. Der Datentransfer erfolgt auf einer bestimmten Frequenz über die Sendeenergie des Lesegeräts und bedarf keines Sichtkontakts.
Der Einsatz dieser technischen Lösung will auch dazu beitragen, herkömmliche, oftmals zweifelhafte Authentifizierungsprozeduren (z.B. Warhol Art Authentication Board) und daraus resultierende und kostspielige juristische Auseinandersetzungen zu vermeiden.
Der Werkkomplex This is not by me von Cornelia Sollfrank besteht in der Erforschung ästhetischer und juristischer Aspekte Internet-basierter künstlerischer Aneignung. Als exemplarischer Gegenstand der Untersuchung dient Warhols ikonisches Blumenmotiv. Bisher realisiert wurden die Arbeiten copyright © cornelia sollfrank 2004 (2004), Legal Perspective (2004), anonymous-Warhol_flowers (seit 2006) und I DON’T KNOW (2006).
Edith-Ruß-Haus für Medienkunst
Culture(s) of Copy . Eine Ausstellung zu Kunst und Kopie
26. November 2010 bis 20. Februar 2011
Eröffnung, Donnerstag, 25. November 2010, 19 Uhr
⇗ www.edith-russ-haus.de
References:
Expanded ORIGINAL, Cornelia Sollfrank, Verlag Hatje Cantz, 2009
net.art generator, Cornelia Sollfrank, Verlag für Moderne Kunst Nürnberg, 2004
New Media Art, Mark Tribe, Reena Jana and Uta Grosenick, TASCHEN Verlag, 2006
Geschichte der bildenden Kunst in Deutschland, Band 8, Vom Expressionismus bis heute, Hrsg./Ed.: Barbara Lange, Prestel Verlag, München, 2006