Forschung und Lehre, Wissenschaft und Kunst sind frei - so steht es zumindest in der Verfassung. Realität war es nie so ganz. Nach Jahrzehnten des offenen Formulierens ist es jetzt aber sogar soweit, dass dem ganz offen widersprochen wird: Bezahlt wird, was sich ökonomisch rentiert. Der Rest ist frei - von Finanzierung.
Es ist kein Zufall, dass die aktuellen Proteste an einer Kunstakademie begonnen haben. Im kulturellen Feld, das ohnehin ein Experimentierfeld zunehmender Prekarisierung darstellt, lassen sich die Effekte der neoliberalen Transformationen in spezifischer Weise ablesen. So auch in der künstlerischen Bildung: Die massiven Einschränkungen der Niederlassungsfreiheit für KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen sind das eine. Die Anwendung der so genannten Vollrechtsfähigkeits-Regeln in den Uniorganisationsgesetzen das andere. Die zuständigen MinisterInnen haben das Gesetz im Rücken: bei Nichterfüllung oder Widerstand gegen die Regierungslinie gibt es einfach kein Geld.
Seitens der Regierung wird mit dem Bologna-Prozess argumentiert, dessen eigentliche Ziele durch die konkreten Wirkungen der "Reformen" selbst konterkariert werden. Tatsächlich werden damit Ökonomisierung, Hierarchisierung und Prekarisierung der an den Universitäten Tätigen legitimiert und forciert. Gleichzeitig kommt es im gesamten Bildungssystem zu krassen Einschnitten bei Arbeitsbedingungen und Löhnen - und nicht nur hier.
Es ist höchste Zeit, die mit Verweis auf die "Krise" geführten Angriffe auf die öffentliche Infrastruktur abzuwehren. Es ist höchste Zeit, dass die Universitäten eine demokratische Selbstverwaltung erlangen: Studierende, Mittelbau, ProfessorInnen und nicht-wissenschaftliches Personal sollen gemeinsam entscheiden können, was an den Universitäten passiert. Wir unterstützen die Forderungen der Akademie-Angehörigen, der Audimax-BesetzerInnen, und im Besonderen der feministisch, anti-sexistischen Frauen-AG, und rufen zur Teilnahme an der heutigen Demonstration auf!
Groß-Demonstration: Freie Bildung für alle!
Mittwoch, 28. Oktober 2009, 17 Uhr
Unirampe Hauptuni Wien
Statement: Gesamtgesellschaftliche Einbettung und Forderungen
http://www.malen-nach-zahlen.at/wp-content/uploads/SgEF_01.pdf
(Verfasst und basisdemokratisch abgestimmt von Lehrenden und Studentierenden
der Universität Wien und der Akademie der bildenden Künste Wien am 27. Oktober
2009.)
Links
http://www.unsereuni.at
http://www.malen-nach-zahlen.at
http://www.freiebildung.at
http://www.unigrazgehoertuns.org
Unterstützt von:
Depot - Kunst und Diskussion
eipcp - European Institute for Progressive Cultural Policies
FOKUS - Forschungsgesellschaft für kulturökonomische und kulturpolitische
Studien
IG Bildende Kunst
IG Freie Theaterarbeit
IG Kultur Österreich
IG Kultur Wien
konsortium.Netz.kultur
Kulturrat Österreich
Kulturrisse - Zeitschrift für radikaldemokratische Kulturpolitik
Redaktion Bildpunkt
Secession
Übersetzergemeinschaft
Verein Bildung und Zukunft
World-Information Institute
Initiiert von: Kulturrat Österreich
http://kulturrat.at/