Übersetzung
ist heute in aller Munde. Die gegenwärtige Kulturtheorie fand in ihr
den lang gesuchten postuniversalistischen Allgemeinheitsbegriff; die
postkoloniale Welt das neue Modell der kulturellen Identifikation;
transnationale politische Projekte das Amalgam nicht-essenzialistischer
Gesellschaftlichkeit; die globale Welt ihre allseits verständliche
gemeinsame Sprache; und schließlich die demoralisierte Emanzipation
ihre neue Hoffnung. Was hat diesen sonst so bescheidenen Begriff der
sprachlichen Praxis so allgemein begehrt gemacht? Ist es seine
faszinierende theoretische Karriere oder die Tiefe der Krise, in
welcher wir uns befinden? Nur wer das eine in das andere zu übersetzen
vermag, kann das Versprechen des Übersetzungsbegriffs kritisch
bewerten. Und nur wer seine politisch-praktischen Potenziale ernst
nimmt, darf darauf hoffen, etwas von diesem Versprechen einzulösen. Als bonus track Gespräche mit: Doris Bachmann-Medick, Ghislaine Glasson Deschaumes, Rada Iveković, Brigitta Kuster, Tomislav Longinović, Peter Osborne, Jon Solomon. |